Große Brennessel

Urtica dioica

Hier hat sich wohl schon jeder einmal die Finger 'verbrannt'. Die Brennnessel ist zweifelsfrei auf der Top-Ten-Liste der bekanntesten Pflanzen Mitteleuropas, leider hat sie seit einigen Jahrzehnten ihren guten Ruf eingebüßt. Zeit für eine Kehrtwende, denn hier kommt das Superfood und der wahre Insektenmagnet für wirklich jeden Standort.

Und so ist es doch auch: Brennnesseln wachsen, ähnlich wie der Gewöhnliche Löwenzahn an Orten, wo man so eine wertvolle Staude gar nicht vermutet. Nämlich auf kargen Brachflächen, am Wegesrand, im Rinnstein, auf Weiden und am Waldrand, aber auch gerne in den verlassenen Ecken eines Gartens. Dass sich dieses Wildkraut so vehement seiner Vernichtung entgegenstemmt, ist ein Glücksfall für alle, die Wert auf eine intakte Umwelt legen oder sich der Heilkräfte der Natur bedienen wollen.

So kommt man an die Beute aber nicht ran, denn die namensgebenden Brennhaare sitzen auf der Oberseite der rautenförmigen, gesägten Blätter und auch an den viereckigen Trieben. Ein cleverer Trick, um sich effektiv gegen Fraßfeinde zu schützen. Hilft aber trotzdem nicht immer.

1. Grund, um Brennnesseln stehenzulassen:
Gärtner haben Handschuhe und Raupen sind auch nicht ganz dumm. Sie fressen entlang der Blattnerven und am -rand, dort befinden sich keine Härchen. Auf diese Weise bietet die Brennnessel übrigens mindestens 30 einheimischen Falterarten eine Nahrungsgrundlage. Und ist meistens auch die einzige Futterpflanze, die die Larven als Nahrung überhaupt annehmen!

2. Grund, um Brennnesseln stehenzulassen:
Was nahezu vollkommen in Vergessenheit geraten ist, dass diese einheimische Wildstaude auch für Menschen einige einmalige Vorteile hat. Dieses Kraut ist ein Superfood! Ja, tatsächlich! Die ausdauernde Staude enthält eine wahre Schatzkammer an Vitaminen und kann zusätzlich noch mit Flavonoiden, Kieselsäure, Carotinoiden, Kalium, Kalzium, Eisen und Chlorophyll aufwarten. Diese Vielfalt an positiven Inhaltsstoffen macht sie perfekt für die Verwendung in Tees, grünen Smoothies, Salaten, Suppen oder Pesto. Um gefahrlos mit der Pflanze hantieren zu können muss man die Blätter nur mit dem Nudelholz überrollen, sie in den Mixer geben oder abkochen. Dann kann man sie als Blattgemüse oder Gewürz verwenden. Der Geschmack ist dem von Spinat ähnlich. Die Samen mit dem nussigen Geschmack kann man im Herbst von der weiblichen Pflanze ernten. Sie enthalten Linolsäure, also eine Omega-6-Fettsäure.

3. Grund, um Brennnesseln stehenzulassen:
Große und Kleine Brennnessel helfen gegen Arthrose, Prostatabeschwerden, Nieren- und Blasenleiden, Eisenmangel, Leber- und Gallenleiden, Pickel, Exzeme, Akne, Allergien. Außerdem können sie zur Entgiftung und Entschlackung eingesetzt werden.

Heilkraft liegt nicht nur in Blättern und Samen, sondern auch in den stark verzweigten, oberflächennahen Wurzeln. Diese sorgen für eine kräftige vegetative Vermehrung über Ausläufer, aber auch über eine gesicherte Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. Das macht die Wildstaude so unglaublich ausdauernd, bekannterweise über viele Jahre hinweg. An Boden- und Lichtverhältnisse stellt die Brennnessel geringste Ansprüche, sie gedeiht auf trockenen und feuchten, kargen und alkalischen Böden und in Sonne bis zum Schatten.

4. Grund, um Brennnesseln stehenzulassen: Einigermaßen bekannt ist die Herstellung von Jauche. Das ist eine nicht ganz wohlriechende Angelegenheit, aber das Endprodukt ist ein Flüssigdünger, der gleichzeitig auch als vollkommen ökologisches Spritzmittel gegen Läuse und Milben eingesetzt werden kann. Möchte man der etwas unangenehmen Herstellung des Brennessel- Sudes entgehen kann man diesen sogar schon käuflich erwerben, so gut ist dieses Mittelchen. Und dazu noch so biologisch unbedenklich, wie es nur geht.