Die Weiße Maulbeere – tief verwurzelt in der Geschichte

Die Weiße Maulbeere ‚Morus alba‘ zählt zu den ältesten Kulturbäumen der Welt und blickt als solche auf eine tausende Jahre währende Geschichte zurück. Das Ursprungsgebiet des zu der Familie der Maulbeergewächse zählenden Baums ist Ostasien, genauer gesprochen China, die ehemalige Mandschurei sowie Korea. In China begann auch die wirtschaftliche Verwendung des Weißen Maulbeerbaums. Denn dieser verdankt seine heutige Verbreitung nicht primär seinen weißen Beeren, sondern seiner feinen Blätter, die Nahrung der Seidenraupe. Die Überlieferung besagt, dass die Seidenproduktion in China bereits rund 3000 Jahre v.Chr. begann, neuere archäologische Funde belegen sogar die vereinzelte Verwendung von Seidenfasern in der Jungsteinzeit. Auch heute noch stellt der Weiße Maulbeerbaum die hauptsächliche Nahrungsgrundlage für die Raupen beispielsweise in der indischen Seidenproduktion. Doch nicht nur in Indien, auch in anderen Regionen der Welt wurde die Weiße Maulbeere im Laufe der Geschichte importiert und heimisch. In Deutschland etwa fand Morus alba schon ab dem 11. Jahrhundert Verbreitung als zierender Haus- und Hofbaum. Weniger bekannt ist heute, dass er vor Jahrhunderten in Südeuropa und sogar auch in Deutschland für die Seidenproduktion kultiviert wurde. In Deutschland wurden Weiße Maulbeerbäume zu diesem Zweck erstmalig seit 1663 in Brandenburg angepflanzt, nachdem die Seidenproduktion hier von den Hugenotten bekannt gemacht wurde. Im 18. Jahrhundert erreichte die deutsche Seidenproduktion ihren Höhepunkt, nachdem Friedrich der Zweite 1752 eine Plantage mit 1500 Bäumen in Berlin anlegen und Weiße Maulbeerbäume systematisch für die Gewinnung von Seide an die Bevölkerung verteilen ließ. Auch in Krefeld befand sich ein Zentrum der deutschen Seidenproduktion. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts nahm deren Bedeutung jedoch wieder zunehmend ab und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gänzlich eingestellt. Heute erfreut sich die Weiße Maulbeere mit ihren zahlreichen Zuchtformen in unseren Breiten vor allem als hübsches Ziergewächs für den Garten und auf Grund ihrer süßen Beeren großer Beliebtheit. „Weiß“ wird der Baum dabei nicht nur wegen seiner Früchte genannt, deren Farbe auch ins Rosa changieren können, sondern vor allem wegen seiner weißlichen Blüten. Auch der botanische Name dieses Maulbeerbaums lässt sich zum Teil auf seinen charakteristischen Blütenschmuck zurückführen, bedeutet das lateinische „alba“ doch übersetzt „weiß“. „Morus“ hingegen leitet sich ursprünglich vom griechischen „meros“ ab, was „Teil“ bedeutet. Vermutlich bezieht sich diese Bezeichnung auf die Struktur der Maulbeeren, welche ähnlich zusammengefügt wirkt wie bei Himbeeren oder Brombeeren. Die süßen Maulbeeren sind der Grund, warum der Weiße Maulbeerbaum nicht alleine wegen seiner Bedeutung in der Seidenproduktion schon lange mit der menschlichen Kulturgeschichte versponnen ist. Auch seine Früchte werden traditionell auf Grund ihrer heilenden Wirkungen verarbeitet, sowie auch das Holz von Morus alba ein beliebter Rohstoff ist. So wundert es nicht, dass dieser rundum nutzbringende Baum schon lange in der Mythologie und den Glaubensvorstellungen der Menschen seinen Platz gefunden hat und in vergangenen Zeiten regelrecht verehrt wurde.
Morus alba und die Früchte ihrer Kulturgeschichte

Die Weiße Maulbeere ist ein solch wertvoller Lieferant außerordentlich heilkräftiger Beeren und hochwertigen Holzes, dass ihr in der Kulturgeschichte der Menschheit schon lange ein besonderer Platz eingeräumt wurde. So galten ihre Früchte im antiken Griechenland als Speise der Götter. Wer es sich damals leisten konnte, einen Weißen Maulbeerbaum in den Garten zu pflanzen, symbolisierte damit seinen Reichtum und allgemeinen Wohlstand. Und auch bei den Römern kam Morus alba eine besondere Bedeutung zu, galt sie doch in deren Gaubenswelt als Sitz der Weisheit. In der griechischen Sagenwelt schlug der Maulbeerbaum ebenfalls seine Wurzeln, nämlich in der immer wieder adaptierten Geschichte des babylonischen Liebespaars Pyramus und Thisbe: Um ihren verfeindeten Familien zu entfliehen, verabredeten sich die beiden Liebenden zur Flucht unter einem Maulbeerbaum. Thisbe traf als Erste ein. Während sie wartete, erschien eine Löwin, das Maul blutig von ihrem letzten Mahl. Thisbe floh, verfolgt von der Löwin, welche nur den Schleier Thisbes erhaschen konnte und ihn wütend zerriss. Als schließlich Pyramus am verabredeten Ort erschien, fand er nur den blutigen Schleier, wähnte Thisbe tot und stürzte sich in sein Schwert. Doch da kehrte Thisbe zurück. Als sie ihren Geliebten sterbend vorfand, tat sie es ihm gleich und tötete sich mit seinem Schwert. Noch während die Liebenden sterbend unter dem Maulbeerbaum lagen, färbten sich dessen Beeren rot von ihrem Blut. Und die Götter erhörten Thisbes letzten Wunsch, dass dies zu ihrem und Pyramus‘ Gedenken für alle Ewigkeiten so bleiben möge. Jenseits von Mythologie und Legenden dient die Weiße Maulbeere schon lange der praktischen Verwendung. Der Wert ihres Holzes gründet auf seiner dunkelbraunen Farbe, seiner Robustheit und seiner seidigen Oberfläche. So wird es im orientalischen Raum traditionell zur Fertigung volkstümlicher Musikinstrumente verwendet, während seine Fasern in Japan als Grundlage des feinen Japanpapiers dienen. Auch in unseren Breiten wird das Holz der Weißen Maulbeere heute gerne zur Herstellung von hochwertigen Gebrauchsgegenständen wie Möbelstücken, Holzparkett oder aber Weinfässern verwendet. Die Blätter der Weißen Maulbeere stellen in der Produktion hochwertiger Seide die Nahrung der Seidenraupen dar. Doch auch in der traditionsreichen Heilkunde sind die Blätter von großem Wert. Zu Tee getrocknet helfen sie bei Blasen- oder Harnwegsentzündungen sowie bei Entzündungen der Mundhöhle. Daneben sind es aber besonders die essbaren Beerenfrüchte des Weißen Maulbeerbaums, welche auf Grund ihrer wertvollen Inhaltsstoffe schon lange als heilsam und heute sogar regelrecht als sogenanntes „Superfood“ gelten. Heutzutage ist bekannt, dass die in den Früchten enthaltenen Mineralstoffe sowie Vitamine A, B, C, E und K das Immunsystem stärken und heilungsfördernd sind. Doch auch in vergangenen Jahrhunderten war die äußerst breit gefächerte gesunde Wirkung der Weißen Maulbeere bekannt, etwa in der Heilkunde Hildegards von Bingen. So sind die Superbeeren unter anderem leberreinigend und blutdruckregulierend, harntreibend und abführend, schleimlösend, sehkraftfördernd und gelten als Wundermittel gegen die Zeichen des Alterns. Die Beeren schmecken sehr süß und sollten frisch gegessen werden, da sie sich nur gekühlt für zwei bis drei Tage halten. So wurden sie schon in der Antike bevorzugt weiterverarbeitet, etwa zu Maulbeerwein, Sirup oder Marmelade. In Afghanistan wird heute noch aus den Weißen Maulbeeren ein Fruchtmehl hergestellt, mit dem Backwaren eine besondere Note gegeben wird. In der Türkei hingegen werden die Früchtchen wie Rosinen getrocknet verzehrt oder zu Sirup verarbeitet, der nicht nur als Brotaufstrich schmackhaft ist, sondern auch noch von Husten und Halsschmerzen kuriert. Wer bei uns einen Weißen Maulbeerbaum im Garten hat, kann sich über frische Zutaten für sein Müsli, den Obstsalat oder für fruchtige Smoothies freuen. Die Beeren können jedoch auch haltbar gemacht werden, etwa als leckere hausgemachte Marmelade.
Unser Rezept für fruchtige Weiße Maulbeeren-Limetten-Marmelade:
Zwei Kilogramm Maulbeeren waschen und zerkleinern, mit 500 Millilitern Wasser zum Kochen bringen. Vier Esslöffel Limettensaft sowie anderthalb Kilo Zucker hinzufügen. So lange kochen, bis die Marmelade eingedickt ist. Weiße Maulbeeren benötigen zum Einkochen übrigens keinen Gelierzucker. Die Beeren sind reich an Pektin, welches als natürliches Bindemittel dient. Für die Bereicherung des heimischen Gartens mit der Pflanzung einer Weißen Maulbeere ‚Morus alba‘ sprechen somit viele gute Gründe: Der Baum ist nicht nur ein hübscher Schattenspender, er gehört auch zu den Pflanzen mit den reichsten Kulturgeschichten der Welt, von deren Früchten wir im wahrsten Sinne des Wortes bis heute zehren können.
Charakteristika, Pflanzung und Pflege der Weißen Maulbeere

Die Weiße Maulbeere ‚Morus alba‘ wird größer als die Rote (‚rubra‘) oder Schwarze (‚nigra‘) Maulbeere. Zwar wächst sie vereinzelt auch als Strauch, erreicht aber als Baum in der Regel eine Höhe von bis zu fünfzehn Metern bei einer Breite von durchschnittlich bis zu sechs Metern. Dabei zeichnet sich die Weiße Maulbeere durch ihr schnelles Wachstum aus, durch das sie im Jahr zwanzig bis vierzig Zentimeter hinzugewinnen kann. Sie kann sowohl solitär als auch in Gruppen gepflanzt werden, etwa als schützendes Heckengehölz. Besonders beliebt ist der Weiße Maulbeerbaum auch wegen seiner außergewöhnlichen Robustheit. So ist er absolut stadtklima- und industriefest, widersteht Rauch, Ruß, Wind, Salz, Trockenheit und sogar Hitze. An den Standort stellt Morus alba somit keine sonderlichen Ansprüche. Ein normaler, leichter Gartenboden genügt ihr, der weder sonderlich nährstoffreich noch sehr feucht sein sollte. Dagegen gedeiht die Weiße Maulbeere auch auf ärmeren, sogar sehr trockenen Sandböden hervorragend. Der Untergrund kann bevorzugt kalkhaltig und sauer bis alkalisch sein. Zudem sollte der Standort möglichst sonnig und warm sein und insofern geschützt, dass die Weiße Maulbeere im Winter nur mäßig frosthart ist. Eine Pflanzung nahe einer schützenden Mauer oder Hauswand wäre somit ideal. Die sparrige Krone der Morus alba zeigt sich hoch und schmal, selten auch niedrig und gewölbt. Gebrochene Äste und ein schiefstämmiger Wuchs sind dabei völlig normal und gehören zu ihrem Erscheinungsbild. Die sommergrünen Blätter, welche als Seidenraupen-Futter solch große Berühmtheit erlangt haben, sind auffallend dünn und von einer bis zu achtzehn Zentimeter großen Eiform. Ihre Farbe ändert sich im Lauf des Jahres von einem zarten Hellgrün über ein sattes Dunkelgrün im späteren Sommer bis hin zur leuchtend gelben Herbstfärbung ab Oktober. Auch die Rinde der Weißen Maulbeere ändert sich im Laufe der Zeit. Weist sie in jüngeren Jahren noch eine matt graugrüne bis rötlich braune Farbe auf, so nimmt sie im Alter eine dunkle, orange-braune Färbung an. Jedes Jahr, ab Mai bis in den Juni, schmückt sich Morus alba zudem mit ihren in Ähren angeordneten gelben Blüten. Aus diesen entwickeln sich anschließend die brombeerähnlichen, süßen Beerenfrüchte. Es ist normal, dass einige Früchte schon grün vom Baum fallen – sie dienen in diesem Fall wunderbar als Vogelfutter. Je nachdem, wie viel Sonnenlicht die an den Zweigen reifenden Beeren genießen, reicht ihre Farbvielfalt von Weiß bis zu Rosa. Im August haben die Früchte ihre volle Reife und können dann frisch genossen, getrocknet oder eingekocht werden. An die Pflege stellt die Weiße Maulbeere keine großen Ansprüche. Sie ist zwar schnittverträglich und kann in Form getrimmt werden, ein Schnitt ist jedoch nur selten nötig. Braucht der Baum einen Schnitt, sollte diese Maßnahme bevorzugt im März getroffen werden. Über eine geringere Ernte im folgenden August muss sich nicht gesorgt werden, da die Maulbeeren auch an altem Holz ansetzen. Im Frühjahr kann auch eine Düngung der Weißen Maulbeere mit Kompost oder einem organischen Langzeitdünger vorgenommen werden, gegebenenfalls auch nochmals im Juni. Bei anhaltender Trockenheit sollte die Weiße Maulbeere zudem ein- bis zweimal in der Woche gegossen werden. Auch im Kübel ist die Pflanzung und Pflege von Morus alba möglich. Dann benötigt die Weiße Maulbeere jedoch regelmäßige und üppige Wassergaben sowie von März bis September eine wöchentliche Gabe von Volldünger, alternativ die Gabe von Langzeitdünger im März und im Juni. Somit stellt die Weiße Maulbeere ‚Morus alba‘ kaum Ansprüche an die Pflege, lohnt ihre Pflanzung jedoch mit ihrer Robustheit und dem Wissen, eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit im Garten zu haben, deren unvergleichlich gesunde Superbeeren zudem jedes Jahr wieder den Gartensommer versüßen.
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Bewertungen von Kunden für das Produkt:
Morus alba
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am 26. Mai 2022
von: Kunde
am 3. April 2022
von: Kanterman
Schöne Pflanze . War gut verpackt.
am 27. Dezember 2021
von: Kunde
am 17. Dezember 2021
von: Hans
Die Maulbeerpflanzen waren professionell verpackt und wurden schnell geliefert. Optisch sahen die Pflanzen kräftig und gesund aus. Ich habe sie in unseren großen Mischwald zwischen die Eichen an sonnige Stellen gepflanzt.
am 16. Dezember 2021
von: Kunde
Erst einmal tolle Pflanze.

Hoffe sie treibt im Frühjahr ordentlich aus.
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