Im städtischen Raum sind Grünflächen oft rar gesät. Dabei gibt es eine ganze Menge Möglichkeiten, ein bisschen Natur in die Stadt zurückzuholen. Baumscheiben zum Beispiel gibt es reichlich. Sie sind oft verwahrlost, Müll und Hundedreck liegen herum. Mit etwas Engagement und ein paar passenden Pflanzen kann man aus diesen schmuddeligen Flächen schmucke Plätzchen machen. Sie sind quasi eine Einladung zum Gärtnern.
Urban Gardening
eine Baumscheibe bepflanzen
Immer mehr Menschen nutzen die öffentlichen Flächen rund um Straßenbäume herum, um blühende Mini-Paradiese zu schaffen. Glockenblumen, Veilchen, Lungenkraut und viele andere Pflanzen eignen sich bestens für solche Urban-Gardening-Projekte. Über Nutzen, Vorgehen und Fallstricke beim Bepflanzen einer Baumscheibe.
Die richtige Baumscheibe finden und die rechtliche Lage klären
Wer mitten in der Stadt lebt, hat die nächste Baumscheibe vielleicht schon direkt vor der Haustür. Das ist praktisch, denn mit dem einmaligen Bepflanzen der Baumscheibe ist es natürlich nicht getan. Pflegearbeiten wie Jäten oder Gießen fallen hier genauso an wie im eigenen Garten. Zu weit sollte die Baumscheibe vom eigenen Zuhause also nicht entfernt sein. Einfach loszulegen ist in den meisten Fällen keine gute Idee, denn für die Bepflanzung des öffentlichen Raumes gibt es Vorgaben, die von Stadt zu Stadt und manchmal sogar von Bezirk zu Bezirk sehr unterschiedlich ausfallen können. Vor dem ersten Schaufelhub also unbedingt das zuständige Grünflächenamt kontaktieren! Dort bekommt man alle Informationen über die jeweiligen Bedingungen – mal mehr und mal weniger detailliert: über Pflege, Beetbegrenzungen, einzuhaltende Abstände zum Baumstamm, Pflanzenarten, Rückbau usw. Erst wenn alle rechtlichen Fragen geklärt sind, sollte man zur Schaufel greifen.
Die Baumscheibe vorbereiten
Als erstes wird die gesamte Fläche gesäubert. Abfall, Zigarettenstummel, Hundedreck und auch Unkräuter werden entfernt. Danach muss der Boden gelockert werden. Dabei sollte man Vorsicht walten lassen und nicht tiefer als 10 Zentimeter gehen, um die Wurzeln des Baumes nicht zu beschädigen. Eine Begrenzung der Beetfläche ist oft nicht erlaubt, da sie eine Stolper- oder Verletzungsgefahr mit sich bringen könnte.
Passende Pflanzen finden
Gehölze, Rank- und Kletterpflanzen, Rasen, Pflanzen mit Dornen und solche, die höher als 50
Zentimeter werden, sind in der Regel verboten, weil sie die Verkehrssicherheit beeinträchtigen
können, dem Baum Wasser streitig machen oder ihn in seinem Wachstum stören können. Erlaubt ist es
meistens, kleinere einjährige Frühlings-, Sommer- und Herbstblumen zu pflanzen oder auch
Blumenzwiebeln zu setzen und Blumen auszusäen. Meist sind auch Stauden erlaubt. Rund um den
Baumstamm sollte in jedem Fall genug Freifläche gelassen werden, damit die Stadt die regelmäßig
stattfindende Stammkontrolle ungehindert durchführen kann.
Eines sollten die Pflanzen in jedem Fall sein: robust! Wenn sie gut mit Trockenheit, Abgasen und dem
Stadtklima klarkommen, wenig Pflege brauchen und auch dem Kontakt mit Hunden standhalten, ist das
von Vorteil. Darüber hinaus ist es wichtig, Pflanzen zu wählen, die zu den Lichtverhältnissen der
Baumscheibe passen.
Wer bienenfreundliche Pflanzen so kombiniert, dass vom frühen Frühjahr bis in den Herbst hinein
durchgehend Pflanzen in Blüte sind, schafft Augen- und Insektenweide in einem. Geeignete Pflanzen
für eine Baumscheibe sind, abhängig von den jeweiligen Bodenverhältnissen, unter anderen:
Glockenblumen, Scheinerdbeeren, Veilchen, Lungenkraut, Bergenien, Schneeglöckchen, Waldmeister,
Porzellanblümchen, Krokusse, Schafgarbe, Thymian, Wiesen- und Berg-Flockenblumen, Wilder Majoran,
Margeriten, Balkan-Storchschnabel, Frauenmantel, Lavendel, Katzenminze, Fetthenne und
Kaukasus-Vergissmeinicht.
Die Baumscheibe pflegen
Eine Baumscheibe verpflichtet. Übernimmt man so eine öffentliche Fläche, ist man für sie verantwortlich. Klassische Arbeiten wie Gießen und Unkraut jäten fallen hier natürlich auch an. Dazu kommt der Job, Müll oder die Hinterlassenschaften von Hunden zu entfernen. Hundedreck hat nämlich keinerlei düngende Funktion, sondern ist durch seine spezielle Zusammensetzung sogar schädlich für die Pflanzen. Besonders in trockenen Sommermonaten ist die Wasserversorgung die größte Herausforderung. Hier kann, genauso wie im eignen Garten, Mulch von Vorteil sein. Denn der reduziert die Anzahl der Gießkannen, die man zur Baumscheibe tragen muss. Manche Baumscheibengärtner nutzen Plastikflaschen zum Wassertransport, die sie auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder beim Gassigehen quasi nebenbei auf der Beetfläche ausleeren.
Gemeinsam gärtnern und Kontakte knüpfen
Viel leichter als solo zu gärtnern ist es, eine Baumscheibe als Team zu übernehmen. Urlaub, Krankheit oder größere Pflegeaktionen sind zusammen entspannter zu managen. Aber selbst wenn man erstmal allein startet, ergeben sich oft Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Liegt die Baumscheibe in einer Geschäftsstraße, sind Ladeninhaber mitunter bereit, auch mal bei der Wasserversorgung zu helfen oder die eine oder andere Pflanze zu finanzieren. Aber auch aus normalen Passanten können Mitstreiter werden. Denn Kontakte zu knüpfen ist bei dieser Art des Gärtnerns nahezu unumgänglich. Passanten bleiben stehen, wenn sie Baumscheibengärtner bei der Arbeit sehen, stellen Fragen, kommentieren, lassen eine kleine Finanzspritze da oder bedanken sich für das Engagement. Und manche kommen wieder – mit Unkrautstecher, Blümchen und Gärtnerlust.