Viele Gärtner wissen gar nicht, dass einige ihrer Pflanzen nicht nur ein Augen-, sondern auch ein Gaumenschmaus sind. Die Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris), auch Sauerdorn oder Essigbeere genannt ist, gehört dazu. Genauso wie Felsenbirnen, einige Ölweiden, Speierlinge, Maulbeeren und etliche andere. Zu der großen Gattung der Berberitzen zählen 400-600 Arten, aber nur eine einzige, nämlich die Gewöhnliche Berberitze, ist bei uns heimisch. In der Natur ist sie hauptsächlich an Waldrändern und in Gebüschen zu finden. Vielen Landwirten ist die Pflanze ein Dorn im Auge, denn sie ist ein Zwischenwirt für den gefürchteten Getreideschwarzrost, der zu großen Ernteverlusten führen kann.
Gewöhnliche Berberitze
dornig, attraktiv und heckentauglich
Die Gewöhnliche Berberitze hat fiese Dornen, leckere Früchte und eine etwas übergriffige Art, wenn es um ihre Bestäubung geht. Warum das sommergrüne Gehölz ein Schatz im Garten ist und was man mit den Früchten alles machen kann, erfahrt ihr hier.
Sehr wehrhaft und ökologisch wertvoll
Die Gewöhnliche Berberitze wächst als sommergrüner Strauch und wird maximal drei Meter hoch. An ihren Zweigen trägt sie rund ein Zentimeter lange Dornen, die einem Dreizack ähneln und der Grund dafür sind, dass der Strauch auch als Dreidorn bekannt ist. Ihre Wehrhaftigkeit macht die Berberitze zu einem hervorragenden Gehölz für Vögel. Knapp 20 Vogelarten profitieren sowohl von der Schutzfunktion der Pflanze als auch von den Früchten. Auch Kleinsäuger und Bienen, Schmetterlinge und Käfer nutzen die Berberitze intensiv. Die Bestäubungstaktik der Pflanze ist sehr interessant: Sobald ein Insekt die Staubblätter berührt, klappen diese nach innen und bepudern das Insekt mit Pollen. Wer Lust hat, kann das ja mal ausprobieren. Einfach mit einem kleinen Stöckchen ein bisschen in der Blüte herumstochern, und schon schlagen die Staubblätter zusammen. Quasi die Super-Light-Version der Venusfliegenfalle.
Blüten und Früchte
Wer dieses Experiment durchführen möchte, muss sich bis Mai gedulden. Denn erst dann zeigt die
Berberitze ihre gelben, aus mehreren Einzelblüten bestehenden Blüten. Wenn sie im Juni abblüht,
entwickeln sich die orange-roten, länglichen Beeren, die bei Vollreife ab September geerntet werden
können. Achtung: Die Gewöhnliche Berberitze ist, abgesehen von den Beeren, in allen Teilen giftig.
Andere Berberitzen-Arten sind sogar komplett giftig. Also bitte darauf achten, dass ihr nur von den
essbaren Arten erntet.
Der Name sagt es schon: Die Früchte schmecken sauer. Daher gilt die Pflanze, genauso wie
beispielsweise der Sanddorn oder auch die essbare Zierquitte, als „Zitrone des Nordens“. Man kann
die Beeren trocknen und ins Müsli oder Joghurt mischen oder für die Zubereitung von Tee nutzen. Mit
Äpfeln oder anderen Früchten können sie zudem zu Konfitüre verarbeitet werden. Auch als Zutat für
Chutneys oder Smoothies eignen sich die Beeren. Ganz besonders beliebt sind sie in der
orientalischen Küche, wo sie zum süß-sauren Würzen von Reis-, Fleisch- oder Fischgerichten verwendet
werden. Die Samen der Früchte werden nicht mitgegessen.
Standort und Bodenansprüche
Die Gewöhnliche Berberitze braucht einen halbschattigen Standort, kommt aber auch in der Sonne zurecht. Trockenheit kann das robuste Gehölz gut vertragen, genauso wie Abgase und Feinstaub. Staunässe hingegen nicht. Ist der Boden kalkhaltig und humusreich, fühlt sich die Pflanze am wohlsten. Einen humusarmen Boden kann man bei der Pflanzung mit Laubkompost aufwerten.
Pflege und Schnitt
Wenn die Berberitze gut eingewachsen ist, braucht sie im Normalfall weder Dünger- noch Wassergaben. Wer die Pflanze schneiden möchte, tut das am besten mit dicken, langen Handschuhen im ausklingenden Winter. Landet das Schnittgut auf dem Kompost, ist Vorsicht geboten, weil die Dornen noch lange eine Verletzungsgefahr darstellen. Die Gefahr, sich an den Dornen zu stechen, besteht natürlich auch, wenn man unter der Pflanze Unkraut rupfen möchte. Von daher empfiehlt es sich, eine Mulchschicht im Wurzelbereich der Pflanze aufzubringen, die gleichzeitig den Boden nährt.
Verwendung
Verwendung findet die Gewöhnliche Berberitze als Hecken- oder Solitärpflanze. Für eine Schnitthecke werden etwa drei Pflanzen pro laufendem Meter gesetzt. In wildwachsenden Hecken lassen sich die Sträucher gut mit anderen Wildobstgehölzen zusammenpflanzen. Sie wirken aber auch sehr schön, wenn man verschiedene Arten der Berberitzen kombiniert. Egal, ob als Schnitthecke oder als wildwachsende Hecke: Die Pflanze bietet nicht nur einen guten Sicht- und Windschutz, sondern schreckt wegen ihrer Dornen auch Einbrecher ab. Ihr sucht eine Pflanze, die Gangster abhält, Vögel verwöhnt, Essbares bietet und dazu auch noch eine wunderschöne Herbstfärbung hat?