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Gattung Sciadopitys

Systematik

Familie: Schirmtannengewächse (Sciadopityaceae)

Gattung: Sciadopitys

Arten

Generelles

Die Schirmtanne (Sciadopitys verticillata) ist die einzige bekannte Art der Gattung Sciadopitys in der Familie der Schirmtannengewächse (Sciadopityaceae). Trotz des Namens und der Gattungsbezeichnung ("Schirmtanne" und "Schirmtannengewäsche"), sind jedoch weder die Art, noch die Gattung mit den Tannen (Abies) oder den Kieferngewächsen (Pinaceae) verwandt. Stattdessen handelt es sich um ein "lebendes Fossil", das bis zum Ende der Kreidezeit (bis vor etwa 66 Millionen Jahren) auf dem gesamten Globus, mit vielen Arten vorkam. Da Fossilienfunde eine entfernte Ähnlichkeit zu Sumpfzypressengewächsen (Taxodiaceae) aufweisen, wurde auch die "Schirmtanne" lange Zeit dieser Gattung zugeordnet. Heutzutage ist ihr natürlicher Lebensraum auf Südjapan (Honshu, Kyushu und Shikoku) beschränkt, weshalb sie im Handel auch unter dem Namen "Japanische Schirmpinie" (Japanese umbrella-pine) zu finden ist.
Sie ist ein langsam wachsender, immergrüner Baum, der in Japan in Höhenlagen von bis zu 1000m anzutreffen ist, sofern die Gegenden einen hohen Niederschlag aufweisen. Charakteristisch ist die wirtelige Anordnung der langen, weichen Nadeln. Dabei wachsen mehrere Nadeln aus einem Nodium (Wachstumsknoten), wodurch der Eindruck von kleinen, Schirmen entsteht, die sich entlang der Äste bilden. Doch nicht nur das Aussehen ist speziell sondern auch die Pflanzenphysiognomie. Denn anders als bei anderen Nadelbäumen bestehen die Nadeln von Sciadopitys verticillata nicht aus einer, sondern aus zwei zusammengewachsenen Nadeln, wodurch sie eher rundlich als flach wirken.
Der Habitus des Baums gleicht dem einer Sumpfzypresse und das aromatische Holz lässt sich gut bearbeiten und hat stark wasserabweisende Eigenschaften. Es gilt in Japan als sehr gesuchtes Holz (z.B. für den Bootsbau), wobei es heutzutage als sehr wertvoll und teuer gilt, da die natürlichen Vorkommen stark zurückgehen und sich der wirtschaftliche Anbau nur bedingt lohnt. Zu erklären ist dies mit dem sehr langsamen Wachstum, sowie dem ausgesprochenen Feuchtigkeitsbedürfnis der Pflanze, welches deutlich über dem anderer Nutzbäume liegt. Verwendung findet die Schirmtanne deshalb zumeist als Zierpflanze im Innen- und Außenbereich und aufgrund ihres langsamen Wuchses insbesondere als Bonsaibaum.

Wuchsform

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Blatt und Blüte

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Eine Besonderheit stellen die Nadelblätter der Schirmtanne dar. Sie kommen in zwei unterschiedlichen Formen am Baum vor, wobei die kurzen, kräftigen Nadeln nur am Stamm auftreten. Die langen, weichen Nadeln, die in Büscheln (Wirteln) an den Nodien (Wachstumsknoten) der Äste auftreten, sind länger und im Wesentlichen für die Photosynthese verantwortlich. Nicht nur ihre Anordnung an den Zweigen unterscheidet sie von denen anderer Nadelbäume sondern auch ihr Aufbau. Im Gegensatz zu anderen Nadelblättern bestehen die Blätter der Schirmtanne nämlich nicht aus einer einzelnen, sondern aus zwei zusammengewachsenen Nadeln. Dies führt dazu, dass sie im Querschnitt eher rundlich als gebuchtet aussehen und mit einer Dicke von bis zu einem Millimeter einen stattlichen Umfang erreichen können. Insgesamt können sie ca. 13 mm lang werden.
Bei der Schirmtanne handelt es sich um eine einhäusig getrenntgeschlechtliche (monözische) Pflanze, an der sowohl weibliche, als auch männliche Blütenorgane vorhanden sind. Während sich die männlichen Blütenzapfen zu mehreren, endständig an den Ästen zusammendrängen, finden sich die weiblichen, gestielten Zapfen, einzeln über das Astwerk verteilt. Die Befruchtung erfolgt zumeist durch Wind. Zu beachten ist, dass eine Zapfenbildung in natürlicher Umgebung erst im Alter von 25 bis 35 Jahren erfolgt.

Früchte

Sind die weiblichen Blütenzapfen befruchtet, reifen die Samen innerhalb von 18 bis zu 20 Monaten heran. Sie sind relativ klein, fast eiförmig und flach und in einer Samenschuppe des weiblichen Zapfens können sich bis zu neun Samen befinden. Sie besitzen außerdem einen schwach ausgeprägten Flügel, mit dessen Hilfe sie durch Wind (Anemochorie) oder durch Tiere (Zoochorie; beides zusammen wird auch "Semachorie" genannt), verbreitet werden. Eine wirtschaftliche Nutzung des Samens ist nicht bekannt.

Verbreitung

Die einzigen natürlichen Vorkommen der "Schirmtanne" sind heute in Japan zu finden, womit es sich faktisch um eine endemische Pflanze handelt. Es gibt eine Häufung in Zentraljapan, mit gelegentlichen Vorkommen in Fukushima (nördlich) und weiteren Häufungen auf der Kii-Halbinsel, in Shikoku und Kyushu, welche jeweils im Süden der Insel liegen. Sie besiedeln dort Höhenlagen von bis zu 1700m, wobei sie Lagen mit hoher Luftfeuchtigkeit bevorzugen. Dort können sie sowohl in Einzel- oder Gruppenstellung vorkommen, als auch in Mischwäldern. Sie wächst sehr langsam und in ihrem natürlichen Lebensraum kann sie Höhen von bis zu 40 Metern erreichen. Aufgrund des zunehmenden Verlustes an natürlichem Lebensraum und der intensiven wirtschaftlichen Nutzung, ist Sciadopitys verticillata stark gefährdet und wird bereits auf der Roten Liste gefährdeter Arten (IUCN Red List) geführt.
Durch den schönen Habitus, den langsamen Wuchs und auch die besonderen Eigenschaften des Holzes, hat sich die Schirmtanne aber über den ganzen Globus als beliebte Zierpflanze ausgebreitet. Auch in europäischen Breiten gilt sie als pflegeleichte und widerstandsfähige Zierpflanze, weshalb man sie hier des öfteren im Handel finden kann.

Lebensbereiche

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Nutzung

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Der größte wirtschaftliche Wert der Schirmtanne ist in ihrem Gebrauch als Zierpflanze zu sehen. Inner- und außerhalb Japans gilt Sciadopitys verticillata als langsam wachsende, aufgrund ihres Habitus, interessante und schöne Garten- oder Parkpflanze, die außerhalb Japans Höhen von bis zu 10 Metern erreichen kann. Zwar hat sie auch sehr gute Holzeigenschaften (wasserabweisend, widerstandsfähig und deshalb lange haltbar), die sie zu einem wirtschaftlich attraktiven und intensiv genutzten Gehölz machen könnten. Allerdings wächst sie derart langsam, dass die Aufzucht sehr teuer ist. Als Folge davon ist ihr Holz sehr selten im Handel zu finden.
Häufig wird sie als Bonsai kultiviert, da sie gut in Form gebracht werden kann und (wie bereits erwähnt) langsam wächst. Aufgrund dieser Eigenschaft dürfte sie sich auch als Kübelpflanze für die Balkon- oder Terrassenbegrünung eignen, wobei eine Kultivierung als Zimmerpflanze ausgeschlossen sein dürfte. Da die Schirmtanne einen hohen Wasserbedarf hat, sollte sie regelmäßig, in sehr heißen und trockenen Sommern täglich, gewässert werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie als Kübelpflanze gehalten wird.

Empfehlungen

Die Schirmtanne benötigt eine Einzelstellung, damit sich ihr wunderschöner Habitus frei entfalten kann. Bei einer maximalen Höhe von 10 Metern muss wohl mit einer Breite von mindestens 5 bis 8 Metern gerechnt werden. Da die Beastung bei der Schirmtanne recht tief ansetzt und ihr Wasserbedarf recht hoch ist, dürfte es auch nicht möglich sein unter der Pfalnze noch eine Unterpflanzung anzulegen. Insgesamt benötigt sie also einen großen Garten, der zu allen Seiten ausreichend Platz bietet. als Pflanzsubstrat eignet sich normale Gartenerde, die ruhig einen etwas sauren ph-Wert aufweisen darf, welcher die Nährstoffaufnahem begünstigt. Da die Pflanzen natürlicherweise in höheren Lagen wachsen, sind sie, sofern im Garten gepflanzt, ausreichend winterfest. Werden sie hingegen als Kübelpflanze gezogen, sollten sie, sofern möglich, in einen Wintergarten verbracht, bzw. mit einem hinreichenden Frostschutz versehen werden. Aufgrund ihres hohen Wasserbedarfs sollte ebenfalls nicht vergessen werden die Pflanzen auch im Winter mit genügend Flüssigkeit zu versorgen. In der Regel benötigt die Pflanze keins Schnittmaßnahmen.

Anfälligkeiten

Die Schirmtanne scheint recht unempfindlich gegen die meisten bekannten Schädlinge zu sein. Eine bekannte Anfälligkeit besteht für Phytophthora cinnamomi, eine Pilzart, die Wurzelfäule hervorrufen kann. Um eine solche Infektion zu vermeiden (die übrigens auch viele weitere Pflanzen befallen kann), empfiehlt es sich darauf zu achten, dass die Wurzeln der Pflanze beim Ausbringen nicht beschädigt werden und Schädlinge somit nicht in die Pflanze eindringen können. Des weiteren sollte darauf geachtet werden, dass Pflanzen nur aus solchen Quellen bezogen werden, die garantiert oder zrtifiziert nicht aus befallenen Gegenden stammen.
Wie die meisten anderen Pflanzen, reagiert die Schirmtanne empfindlich auf Staunässe, weshalb darauf geachtet werden sollte, dass der Boden eine gute Drainage aufzuweisen hat.

Fun Fact

In jüngerer Zeit ist die Schirmtanne (Sciadopitys verticillata) als potentielles, natürliches und nachhaltiges, antibakterielles Pflanzenschutz-, bzw. Arzneimittel in den Blick geraten, da das Gehölz in der Rinde und den Ästen Pflanzensaft (Milch) produziert, wirksam gegen bestimmte Arten von Bakterien zu sein scheint. Für die Versuche wurde den Pflanzen an zwei Zeitpunkten Proben entnommen, welche weiterverarbeitet wurden. Es wurden Sommer- und Wintersaft entnommen und jeweils sofort weiterverarbeitet und angewendet. Eine Probe des Sommersaftes wurde entnommen, weiterverarbeitet und eingefroren, um sie zu einem beliebigen Zeitpunkt anwenden zu können. Die anschließenden Versuche mit den drei Saftarten ergaben, dass der Pflanzensaft tatsächlich erfolgreich gegen die Bakterien "Pseudomonas fluorescens" (verantwortlich z.B. für den Verderb von Nahrungsmitteln) und "Pseudomonas syringae" (verantwortlich für verschiedene Pflanzenkrankheiten wie Baumkrebs oder auch für Frostschäden, da es sich um ein eisbildendes Bakterium handelt) eingesetzt werden konnte. Insgesamt scheint es sich um einen sehr wirksamen Pflanzensaft zu handeln, an dem weitere Untersuchungen vorgenommen werden sollen.

Autor

Matthias Behrends