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Gattung Calluna

Systematik

Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)

Gattung: Calluna

Arten

Generelles

In der Gattung Calluna existiert nur eine einzige Pflanzenart: Calluna vulgaris. Die Besenheide, die auch "Heidekraut" genannt wird, ist die prägende Pflanzenart in den meisten europäischen und vorderasiatischen Heidelandschaften. Sie wächst als immergrüner, verholzender Zwergstrauch, der selten Höhen von 90 Zentimetern überschreitet. Die Wurzeln der Pflanze reichen tiefer als die oberirdischen Teile lang sind und als Anpassung an die nährstoffarmen und durchlässigen Heideböden, findet sich an ihnen (den Wurzeln) eine Mykorrhiza vom Ericaceen-Typ. Bei der Mykorrhiza handelt es sich um eine Symbiose zwischen der Pflanze und bestimmten Pilzen, da dieses Zusammenleben für beide Arten Vorteile bietet. Die Pflanze bevorzugt Böden, die einen sauren pH-Wert aufweisen und nicht selten findet man sie in Mooren oder in Vergesellschaftung von Pinien- und Eichenwäldern. Die Pflanze ist äußerst widerstandsfähig. Sie verträgt sehr gut Tierfraß (z.B. von Heidschnucken) und selbst nach einem gelegentlichen Heidefeuer ist sie in der Lage neue Triebe zu bilden und sich so zu verjüngen. Tatsächlich benötigt die Pflanze sogar diese "Verjüngungskur", da ältere Pflanzen dazu neigen von unten zu verkahlen und dann nur noch an den Spitzen Blätter und Blüten zu tragen. Unterscheiden lässt sich Calluna von anderen Erica-Arten wie z.B. Erica spiculifolia (Ährenheide) oder der Glocken-Heide (Erica tetralix) durch ihre gegenständigen, schuppenförmig zusammengesetzten Blätter, die entfernt an die Blätter der Lebensbäume (Thuja) erinnern.

Wuchsform

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Blatt und Blüte

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Die Laubblätter sind sehr klein und schuppenförmig und im Querschnitt sehen sie aus wie kleine Sterne, da die Schuppen etwas aus der Mitte herausstehen. Die Laubblätter sind immergrün, gegenständig und kurz und jüngere Triebe sind stärker belaubt als ältere. Da die Pflanze dazu neigt im Alter von unten her zu verkahlen, sollte ein regelmäßiger, jährlicher Rückschnitt erfolgen. Der richtige Zeitpunkt für den Schnitt ist der Herbst, denn er sollte dann erfolgen wenn, die Pflanze verblüht ist. Abgeschnitten werden nur die Blütentriebe, die sich leicht von den Blattrieben unterscheiden lassen, denn die Belaubung beider Treibarten ist unterschiedlich. Während sich an den Blattrieben die schuppenförmigen Blätter finden, sind die Blütentriebe mit einfachen Blättern ausgestattet.
Die Blühreife von Calluna vulgaris beginnt in einem Alter von 4 Jahren. Dann wachsen aus den Astspitzen (endständig) neue Blütentriebe, welche die traubigen Blütenstände mit den zwittrigen Blüten tragen. Die glockenförmigen Blüten können von weißer, rosa oder purpurner Farbe sein und die kurzen Staubblätter sind dicht von den Kronblättern umstanden. Die Besenheide gilt als Insektenweide und zur Blütezeit (Spätsommer bis Herbst) wird die Pflanze häufig von zahlreichen Insekten angeflogen. Sind die Blüten befruchtet, bilden sich von März bis April des Folgejahres, die kleinen Kapselfrüchte.

Früchte

Die Kapselfrüchte entstehen am Grund der kleinen, kelchförmigen Blüten. Sie beinhalten zahlreiche Samen, die sehr widerstandsfähig und langlebig sind. Erreichen sie im Frühjahr ihre Reife, werden sie zumeist durch den Wind aus den Kelchen herausgeschüttelt und verbreiten sich schließlich als Körnchenflieger (Meteorochorie). Anders als andere Samenpflanzen, benötigen die Samen zur Entwicklung der vollen Reife, nicht nur die üblichen Keimbedingungen wie Wasser, Wärme und Sauerstoff, sondern auch besonders viel Licht (Lichtkeimer). Aufgrund dieser besonderen Eigenschaft ist es deshalb von Vorteil wenn sich regelmäßige Heidefeuer ereignen, denn durch die Feuer werden die verwelkten Kelchblüten entfernt, was dazu führt, dass die Samen dem Licht ausgesetzt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass Konkurrenzpflanzen zerstört und der Boden durch die Asche gedüngt wird. Dies alles führt zu guten Keimbedingungen für die Samen der Besenheide. Kann eine Vermehrung durch Samen nicht erreicht werden, kann die Pflanze unter Umständen auch durch "Absenker" (Äste werden auf den Boden gebogen) dazu gebracht werden, Wurzeln zu bilden. Diese bewurzelten Äste können dann abgeschnitten und an neuer Stelle eingepflanzt werden.

Verbreitung

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Besenheide (Calluna vulgaris) erstreckt sich von Nordafrika (Marokko), über England, Festlandeuropa (inklusive Türkei), bis nach Sibirien. In mehreren nordamerikanischen Bundesstaaten (Michigan, New Brunswick, New Jersey, New York) und auf einigen Inseln im atlantischen (Neufundland), pazifischen (New Zealand South) und indischen Ozean (Tasmanien) gilt die Besenheide und ihre Sorten als eingeführt. Des weiteren dürfte die Pflanze weltweit in zahlreichen botanischen, sowie Schau- und Ziergärten zu finden sein.

Lebensbereiche

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Nutzung

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Durch das langsame Wachstum und die nicht zu erwartende, unkontrollierte Ausbreitung, eignet sich die Besenheide besonders gut als pflegeleichte, widerstandsfähige Bepflanzung. Die Einsatzgebiete reichen von Stein- oder Alpengarten, über (weitläufigere) Teich- oder Uferbepflanzung, sowie (im Kübel kultiviert) zur Terrassen-, Balkon- und Dachbegrünung. Sehr häufig wird die Pflanze auch zur Friedhofsbepflanzung oder zur Einfassung von Wegen und Beeten genutzt. In der Regel dürfte es nicht gelingen, die Pflanze als Zimmerpflanze zu kultivieren, denn sie benötigt viel Licht und auch die im Wurzelballen befindlichen Mykorrhiza-Pilze sind auf einen stetigen Nährstoffeintrag angewiesen.

Empfehlungen

Calluna vulgaris ist eine genügsame Pflanze, die in der Regel wenig Pflege benötigt. Der Standort sollte sonnig sein und das Pflanzsubstrat nährstoffreich und durchlässig. Hier bieten sich Substratmischungen mit Anteilen von Sand, Ton oder Lehm an. Da die Besenheide eher langsam wächst, sind regelmäßige Rückschnitte in der Regel nicht angezeigt. Möchte man allerdings die Blütenpracht der Heide erhalten, kann der Rückschnitt nach der Blüte im Frühjahr erfolgen, damit die Pflanze in der Wachstumsphase genügend Zeit zur Regeneration hat. Bei diesem Verjüngungsschnitt werden die Triebe nur im oberen Bereich (ca. 5cm) abgeschnitten. Um eine zu große seitliche Ausbreitung der Besenheide zu verhindern, kann die Pflanze auch in einen Kübel gepflanzt werden.

Anfälligkeiten

Obwohl die Besenheide wenig anfällig für Schädlinge ist, können ungünstige Boden- oder Standortverhältnisse dazu führen, dass sich bestimmte Schadbilder an der Pflanze zeigen. Während sich der echte Mehltau eher selten an den Pflanzen zeigt, kann es zu anderen Pilzinfektionen kommen, die sich auf Pflanzen der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) spezialisiert haben. Hier sind insbesondere Rostpilze zu nennen, deren Infektion sich durch Pusteln auf den Blättern äußert. Einem Befall sollte mit dem Abschneiden der betroffenen Triebe und Pflanzenteile und der Gabe mit einem entsprechenden Fungizid begegnet werden. Eine weitere Pilzart, die Calluna vulgaris befallen kann, sind Pilze der Gattung Phytophthora. Hier ist insbesondere Phytophthora cinnamomi zu nennen, der von den Wurzeln her in Pflanzen der Familie Eicaceae eindringt und zu einem Absterben der befallenen Pflanzenteile führt (sog. Erikasterben). Als Gegenmaßnahme empfiehlt sich ein vollständiges Entfernen der befallenen Pflanzen, da sich der Pilz schnell in der Pflanze ausbreitet, sobald er erstmal eingedrungen ist. Um einem Befall mit Schadpilzen oder anderen Schädlingen vorzubeugen, empfiehlt es sich die Standort- und die Bodenbedingungen im Blick zu behalten, denn häufig entsteht der Pflanze Stress, sollten diese Bedingungen aus dem Gleichgewicht geraten. Hierzu gehören z.B. ein zu feuchter Boden, der die Wurzeln aufweicht, was es Pilzen erst ermöglicht in die Pflanze einzudringen. Aber auch ein zu schattiger Standort oder ein allgemeiner Nährstoffmangel kann dazu führen, dass die Abwehrkräfte der Pflanze herabgesetzt werden, was letztlich zu einem Befall mit Schädlingen führen kann.

Fun Fact

Die Besenheide sieht nicht nur schön aus, sondern sie ist auch eine herausragende Wildpflanze, die für weite Teile Nordeuropas und Eurasiens prägend ist. Ein Ausdruck dieser Bedeutung ist die Ernennung zur "Pflanze des Jahres 2019" der Loki-Schmidt-Stiftung". Gewählt wurde die Besenheide aber nicht nur wegen ihrer schönen Blüte, sondern wegen der besonderen Prozesse, die in ihrem Wurzelbereich vor sich gehen.
Wie andere Heidekrautgewächse auch, lebt die Besenheide mit einem Mykorrhiza-Pilz in Symbiose und ist somit in der Lage besonders nährstoffarme Böden zu besiedeln, wie sie sich z.B. in Heidelandschaften finden. In diesem speziellen Fall (endotrophe Mykorrhiza), dringen die Hyphen (Pilzfäden) in das Wurzelgewebe der Heidekrautgewächse ein, um sie mit Nährstoffen zu versorgen, die die Pflanze selbst nicht gewinnen kann. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Salze wie Phosphat und Nitrat. Aber auch Wasser kann der Pilz effektiver aus dem Boden filtern als die Pflanze, weshalb er ihr auch diesen wichtigen Rohstoff zur Verfügung stellt. Im Gegenzug versorgt die Pflanze den Pilz mit den Produkten der Photosynthese, da vielen Mykorrhizapilzen Enzyme fehlen, die zum Abbau komplexer Kohlenstoffverbindungen nötig wären. Dieses System des "Nährstofftausches" ist in der Pflanzenwelt weit verbreitet und es wird sogar geschätzt, dass bis zu 30% der in einem Wald durch die oberirdischen Pflanzen erzeugten Photosynthese-Produkte (hauptsächlich Zucker und Sauerstoff), von den Mykorrhizapilzen verbraucht werden.

Autor

Mathias Behrends